Erfahre mehr
#21 Die Familienfrage
Wenn Weihnachten 2022 in der Heimat für alle schön werden soll, bedeutet das Beziehungsarbeit, und zwar das ganze Jahr über. Denn natürlich sind Konflikte vorprogrammiert, wenn die Beziehungen nicht gepflegt werden und der Besuch eher einem Pflichtbesuch gleicht. Die Erwartungen mit jemandem gemütlich am Weihnachtstisch zu sitzen, den ich kaum sehe oder spreche, sind einfach nicht erfüllbar.
Erfahrungsgemäß bietet besonders das Weihnachtsfest ein hohes Potenzial dafür emotional stressig und konfliktreich zu sein. Insbesondere wenn wir in den Filmen und in der Werbung überall mit den glücklichen Familien konfrontiert sind, steigert das nicht unsere eigene Zufriedenheit. Auch ich bin ein absoluter Harmonie-Mensch und es fällt mir schwer als Mama zu akzeptieren, dass ich nicht immer alle Familienmitglieder glücklich machen kann. Da hilft mir immer ein Einwand vom familylab Leiter Mathias Voelchert „Familie ist nun mal einfach keine Harmonie-, sondern eine Wachstumsveranstaltung.“ Jetzt sind wir erwachsen und besuchen mit unseren eigenen Kindern unsere alte Heimat. Wie kann das sein, dass es unter uns „Großen“ zu Konflikten kommt? Naja, das ist ganz normal, denn de facto sind wir ja immer noch die Töchter und Söhne unserer Eltern. Im Umgang mit unseren eigenen Eltern werden wir oft wieder zum Kind. In der Psychologie spricht man in diesem Zusammenhang auch vom „inneren Kind“. Das innere Kind symbolisiert die Gefühle, Erwartungen und Erinnerungen aus unserer eigenen Kindheit. Treten an Weihnachten Situationen auf, welche uns an vergangene kindliche Erfahrungen erinnern, kann das wehtun oder auch unser Herz erwärmen. Denn diese persönlichen Triggerpunkte können sowohl positiv als auch negativ sein. Atmosphärische Stimmungen, bestimmte Gerüche, Begegnungen und Empfindungen lösen etwas in uns aus. Daher möchte ich euch dazu einladen etwas für eure Beziehungen und euer Miteinander zu tun. Egal ob es der Konflikt mit den eigenen Eltern, Schwiegereltern, Geschwistern oder Tante Gertrud ist. Indem wir davon ausgehen, dass wir alle nur das Beste für uns und unsere Kinder wollen und akzeptieren, dass jeder anders großgeworden ist und geprägt wurde. Indem ich mir jetzt bewusst die Zeit dafür nehme, mich selbst zu beobachten und meine eigenen Triggerpunkte kennen und verstehen zu lernen. Wenn ich mir in den gewissen Konfliktsituationen einfach mal die Frage stelle: „Warum regt mich das gerade eigentlich so auf?“ Und somit nicht die Schuld bei den anderen zu sehen, sondern man sich selbst erst einmal den Spiegel vorhält und an sich arbeitet. Dann lädt das auch mein Gegenüber dazu ein den Druck aus dem Kessel zu nehmen und mit sich und seinen Liebsten ohne hohe Erwartungen friedvoller miteinander umzugehen.
Erschienen in der Dez/Jan-Ausgabe 2023
Glücksfall großeltern - Wie ein harmonisches miteinander der generationen geling
Mein Buch-Tipp
„Glücksfall Großeltern – Wie ein harmonisches Miteinander der Generationen gelingt“ von Sascha Schmidt ist ein wunderbarer Elternratgeber, welche die Beziehungen zwischen Eltern, Großeltern und den Enkeln durchleuchtet. Für mehr Verständnis der Generationen und ein gestärktes Miteinander.